Im Mai 1944, in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges, begannen das Reichsrüstungsministerium sowie Rüstungs- und Bauunternehmen das Salzbergwerk in Kochendorf zu einer gewaltigen, unterirdischen Rüstungsfabrik auszubauen. Geschützt vor alliierten Bombenangriffen, sollten dort Turbinen für Düsenjäger und etliche andere Rüstungsgüter hergestellt werden. Der Arbeitskräftebedarf war enorm. Wie viele Zwangs- und Zivilarbeiter auf der Baustelle, die den Geheimnamen Eisbär erhielt, eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Es waren wohl mehrere Tausend.
Im August 1944 ließ die Kommandantur des KZ Natzweiler ein Außenlager in Kochendorf errichten, um die Baustelle und den Rüstungsbetrieb im Bergwerk mit zusätzlichen Arbeitskräften zu versorgen. Fast 200 der KZ-Häftlinge verloren dabei ihr Leben.
Spuren des gigantischen Rüstungsvorhabens sind im Bad Friedrichshaller Ortsteil Kochendorf noch heute sichtbar. Die Miklos-Klein-Stiftung zur Erforschung und Dokumentation der Geschichte des KZ Kochendorf sowie die Stadt Bad Friedrichshall haben diese Orte der Zwangarbeit und Rüstungsindustrie zu dem Geschichtslehrpfad „Weg des Erinnerns“ verbunden und laden Interessierte ein, sich auf Spurensuche zu begeben. Über QR-Codes abrufbare Texte informieren an den authentischen Orten über die jeweiligen Geschehnisse.
Die Geschichte des KZ Kochendorf und der Rüstungsindustrie in Bad Friedrichshall war nach dem Zweiten Weltkrieg lange Jahre ein Tabuthema und geriet in Vergessenheit. Die Miklos-Klein-Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur in Bad Friedrichshall zu dokumentieren. Dazu führten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche Gespräche mit KZ-Überlebenden und anderen Zeitzeugen, forschten in Archiven, werteten entsprechende Literatur aus und bauten ein eigenes Archiv auf. Zwischen Mai und Oktober können sich Interessierte über diese Geschichte in der KZ-Gedenkstätte informieren. Sie ist in den Rundgang des Besucherbergwerks Kochendorf integriert. Der „Weg des Erinnerns“ ist das ganze Jahr über zugänglich und wird künftig um weitere Stationen ergänzt.
Wir bedanken uns bei der Fa. Albert Huthmann GmbH & Co.KG für die Unterstützung dieses Projekts.
Stadt Bad Friedrichshall und Miklos-Klein-Stiftung.