Im Neckartal, zwischen Heilbronn und Heidelberg gelegen, befindet sich die Gemeinde Bad Friedrichshall-Kochendorf. Dort besteht von September 1944 bis März 1945 in unmittelbarer Nähe zum Ortskern und einem Salzbergwerk ein Konzentrationslager, in dem Menschen durch Arbeit, Hunger und Folter vernichtet werden. Mindestens 447 Häftlinge werden im Lager und auf dem anschließenden Todesmarsch getötet.
Im letzten Kriegsjahr 1944, wird in Kochendorf ein im Tal zwischen Feldern gelegenes Gebiet zum Sperrbezirk erklärt und mit elektrischem Stacheldraht umzäunt. Hier entsteht ein weiteres Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass. Im gesamten Reichsgebiet entstehen zur selben Zeit etwa 70 dieser so genannten Außenkommandos. Allein rund 40 davon werden entlang des Neckars in Baden-Württemberg gebaut. Auch die SS-Zentrale des Stammlagers zieht kurze Zeit später an den Neckar und errichtet dort ein provisorisches Hauptquartier, denn das Hauptlager im Elsass wurde vor der anrückenden Front geräumt. Jetzt werden alle Natzweiler Außenlager von Guttenbach aus bei Neckarelz verwaltet. All diese neuen Lager werden in der Nähe von Steinbrüchen, Fabriken oder Bergwerken gebaut. Auch das KZ in Kochendorf ist nur vier Kilometer vom örtlichen Salzbergwerk entfernt. Dort sollen die künftigen Häftlinge als Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie eingesetzt werden.
Bild: Auf einer Luftaufnahme der US-Armee vom März 1945 kann man das KZ-Kochendorf erkennen.
Die erste Belegschaft
Schon Mitte August trifft die erste Wachmannschaft in Kochendorf ein. Sie wurde aus dem Natzweiler Außenlager Vaihingen an der Enz überstellt. Das Lager in Kochendorf ist noch nicht vollständig aufgebaut. Die Wachmänner müssen nach ihrer Ankunft zunächst eine Waschbaracke bauen und ihre Unterkünfte einrichten. Bis die ersten Häftlinge eintreffen, üben sie das Schießen mit ihren Waffen. Der erste Häftlingstransport kommt erst zwei Wochen später, Anfang September, in Kochendorf an. Es sind insgesamt 653 Gefangene aus Polen, Italien, Luxemburg, jüdische Häftlinge aus Ungarn und einige Deutsche. Sie kommen aus den kurz zuvor evakuierten KZ-Außenlagern Thil und Longwy/Elsaß, wo sie von VW zur unterirdischen Fabrikation von "V-Waffen" ausgenutzt wurden. Mit dabei ist auch der künftige Lagerkommandant Eugen Büttner, ein skrupelloser Sadist, der im KZ eine zentrale Rolle spielen wird.