Nach dem Zählappell werden die Häftlinge in verschiedene Arbeitskommandos eingeteilt. Schon das kann über Leben und Tod entscheiden. Denn in manchen Kommandos können die Häftlinge die harte Arbeit meist nur wenige Wochen verkraften. In der Anfangszeit werden die Männer auch in der Landwirtschaft bei Bauern im Ort eingesetzt oder müssen nach einem Bombenangriff die Trümmer in den Straßen wegräumen. Die meisten müssen jedoch im Salzbergwerk für die Rüstungsindustrie arbeiten. Dort müssen sie die Produktionshallen ausbauen und werden je nach Beruf an den Maschinen eingesetzt. Die Häftlinge arbeiten 12 Stunden am Tag. An verschiedenen Baustellen arbeiten die Männer im Freien. Sie sollen neue Zugänge zum Bergwerk graben, um die Zufahrt für LKWs zu ermöglichen. Manche müssen Schienen verlegen, damit die fertigen Rüstungsgüter abtransportiert werden können. Die Arbeit ist für die kraftlosen und ausgemergelten Männer sehr anstrengend. Sie sind den ganzen Tag der Kälte ausgesetzt und müssen schwere Steine schleppen. Wenn sie zu langsam arbeiten oder unter der Last zusammenbrechen, bekommen sie Prügel. Frei haben die Männer nur am Sonntagnachmittag für ein paar Stunden.
Bild: Die Arbeit im Steinträgerkommando am Schrägstollen ist besonders hart und die Sterberate dementsprechend hoch. Die Häftlinge müssen schwere Steine schleppen und sie in Transportwagen, den sogenannten Loren, hinunter zum Neckar schieben. Dort werden sie auf einen Lastkahn verladen. Einige Männer brechen bei der Arbeit zusammen.
Der quälende Hunger
Trotz der körperlich schweren Strapazen, bekommen die Häftlinge kaum etwas zu essen. Morgens gibt es nur einen Becher Kaffee und im Bergwerk, während einer kurzen Mittagspause, einen Teller Suppe. Doch die ist wenig nahrhaft und besteht hauptsächlich aus heißem Wasser. Bei Fliegeralarm wird die Suppe nicht geliefert. Die Häftlinge müssen hungrig weiterarbeiten. Erst am Abend bekommt jeder 150 Gramm Brot und zehn Gramm Margarine. Diese Portionen sind so kalkuliert, dass die Häftlinge bei der harten Arbeit kontinuierlich schwächer werden. Der Tod der Menschen wird genau geplant. Im wöchentlichen Bericht an das Stammlager Natzweiler wird das Sterben der Häftlinge sachlich unter: "Abgang durch Tod" vermerkt.
Krankheiten und Selektionen
Häftlinge, die nicht mehr arbeiten können, werden bei so genannten Selektionen aussortiert. Dabei müssen sich die Häftlinge wieder in Fünferreihen aufstellen und der Lagerkommandant zeigt mit dem Finger auf die Männer, die in den Tod geschickt werden sollen. Diesen Männern wird gesagt, sie kämen in ein Erholungsheim, als sie kurz darauf von einem Lastwagen abgeholt werden. Doch in Wirklichkeit werden sie in Vernichtungslager deportiert und anschließend ermordet. Gleichzeitig fordert der Lagerkommandant in Kochendorf bereits wieder neue arbeitsfähige Häftlinge aus anderen Außenlagern an. Die hygienischen Zustände im KZ sind katastrophal. Krankheiten wie Fleckenfieber oder Typhus kursieren und die Häftlinge sind von Läusen befallen. Auch die Unterkünfte sind weder beheizt noch isoliert. Es regnet in die Baracken herein und die Wolldecken und Anzüge der Häftlinge sind ständig durchnässt. Einige der geschwächten Männer sterben schon allein an Unterkühlung.