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Emile Delaire: Der "Nacht-und-Nebel-Häftling"

Durch den Nacht-und-Nebel-Erlass kann die Gestapo in den besetzten Gebieten Menschen auf bloßen Verdacht festnehmen. So ergeht es auch Emile Delaire und seinem Vater. Sie werden als vermeintliche französische Widerstandskämpfer verhaftet und zunächst in das KZ Sachsenhausen und dann nach Kochendorf deportiert. Nur Emile Delaire überlebt die menschenunwürdigen Zustände im Lager.

Im Norden Frankreichs wird ein Gutsverwalter beschuldigt, Widerstandskämpfer bei sich zu beherbergen. Gemeint sind Emile Delaire, sein Vater und vier andere Franzosen, die sich zufällig auf dem bäuerlichen Gutshof aufhalten. Doch allein dieser Verdacht genügt, dass die Militärstreife die Männer festnimmt und nach Deutschland verschleppt. Sie kommen in das KZ Sachsenhausen. Dort müssen sie ihre Wertsachen abgeben und bekommen die typische gestreifte Sträflingskluft. Als vermeintliche französische Widerstandskämpfer gelten sie als politische Häftlinge und müssen, neben der Matrikelnummer, auch einen roten Winkel und ein F für "Franzose" auf der Uniform tragen. Schon nach zwei Wochen werden Emile Delaire und sein Vater wieder verlegt. In Güterwaggons erreichen sie am 1. Oktober 1944 das neu errichtete KZ Kochendorf.

Kälte, Hunger und Schikanen

Delaire wird mit anderen Häftlingen aus Frankreich in einer Baracke untergebracht. Die Männer schlafen auf dreistöckigen Pritschen und müssen sich immer zu zweit eine Strohmatratze und eine Wolldecke teilen. Die oberen Schlafplätze sind die beliebtesten, da es dort etwas wärmer ist. Doch neben dem Hunger, der harten Arbeit und der Kälte, plagen die Kochendorfer Häftlinge auch die ständigen Schikanen der Aufseher. Beim Schlafen müssen sie darauf achten, sich nicht zu oft zu bewegen. Denn die Strohmatten bröseln schnell und wenn die Baracke nicht sauber ist, bekommen sie Prügel. Hin und wieder werden die Häftlingskleider gereinigt. Dazu müssen sich die Männer auch bei Minusgraden auf dem Hof nackt ausziehen und warten, bis die Kleider wieder gebracht werden. Dabei unterkühlen sich einige so heftig, dass sie sterben.

Bild: Rund 200 Häftlinge sind in einer Baracke untergebracht. Immer zwei müssen in einem Bett schlafen und sich eine Wolldecke teilen. Die Baracken sind unbeheizt und zudem auch nicht wasserdicht. Die Wolldecken und Häftlingskleider sind ständig durchnässt. 

Delaires Arbeit im KZ

Anfangs müssen die Gefangenen manchmal für Bauern auf dem Feld oder auf deren Hof arbeiten. Diese Arbeit ist bei Häftlingen beliebt, weil sie nicht so anstrengend wie im Bergwerk ist. Die Bauern erlauben häufig auch, das Fallobst aufzuheben. Die Wachsoldaten befehlen den Häftlingen, das Obst mit ins Lager zu bringen, dort bekommen sie aber nichts davon ab. Auch Emile Delaire muss eine Zeit lang bei einem Bauern arbeiten. Doch er lässt sich das Obst nicht entgehen. Er nimmt ein Stück Draht, das er im Lager gefunden hat, und schnürt damit die Äpfel heimlich unter seiner Häftlingskleidung zusammen. So kann er sie unbemerkt ins Lager schmuggeln und sie seinem Vater schenken. Arthur Delaire ist bereits sehr geschwächt von den Strapazen im Lager. Dieses Arbeitskommando wird bald darauf abgeschafft. Drei russischen Häftlingen war es gelungen, bei der Feldarbeit zu fliehen. Jetzt muss Emile Delaire auch im Salzbergwerk arbeiten. Jeden Morgen nach dem Appell marschiert er mit den anderen zu seiner Arbeitsstelle und muss den Boden einer künftigen Produktionshalle im Bergwerk planieren und betonieren. Die Arbeit ist anstrengend und die Häftlinge haben nur knapp zehn Minuten Mittagspause, um sich zu erholen. Dabei bekommen sie eine kärgliche Wassersuppe, die keinen der hart schuftenden Männer satt macht. Emile Delaire wiegt nur noch 48 Kilo.

Der Tod des Vaters

Arthur Delaire hält den katastrophalen Bedingungen im Lager nicht stand und stirbt ausgezehrt und erschöpft, während sein Sohn Emile im Bergwerk schuften muss. Seine Leiche wird vermutlich in einem zweiten Massengrab verscharrt, das bis heute noch nicht gefunden wurde. Als Emile Delaire am Abend von seiner Arbeitsschicht zurückkommt ist der Vater schon begraben. Für Emile ist das ein schwerer Verlust. Er verliert den geliebten Vater und seine einzige Bezugsperson im Lager. Kurz bevor das KZ geräumt wird, verletzt er sich am Fuß und kommt ins Krankenrevier. Dadurch wird er, als das Lager Ende März 1945 geräumt wird, mit den anderen Kranken im Zug nach Dachau transportiert. Erschöpft, abgemagert und krank kommt Emile Delaire in Dachau an. Nach der Befreiung durch die Amerikaner muss er sich wegen einer Rippenfellentzündung noch eine Weile in einem Sanatorium auskurieren und geht dann nach Frankreich zurück.

Anmerkungen:

Dieser Text basiert auf "Vernichtung durch Arbeit - Rüstung im Bergwerk. Die Geschichte des Konzentrationslagers Kochendorf - Außenkommando des KZ Natzweiler-Struthof" von Klaus Riexinger und Detlef Ernst. (Silberburgverlag, 2003)

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