Diese Funktionshäftlinge gehören einer weiteren von der SS erschaffenen Kategorie an. Sie müssen im Sinne der SS "funktionieren" und bekommen als deren Bedienstete leitende Rollen und besondere Aufgaben zugeteilt. Unter den Funktionshäftlingen gibt es den Stubenältesten, der den Unterabteilungen der Baracke vorsteht, einen Blockältesten für die einzelnen Baracken, einen Lagerschreiber, der Sterbefälle an das Stammlager meldet und Übersichten über den Arbeitseinsatz der Häftlinge führt. An der Spitze steht der Lagerälteste, der als Verantwortlicher das Lager gegenüber der SS vertritt. Die so genannten Kapos leiten die jeweiligen Arbeitskommandos und müssen ihre Mithäftlinge bei der Arbeit beaufsichtigen. Sie haben auch die Aufgabe, die Häftlinge ständig anzutreiben schneller und noch mehr zu arbeiten. Funktionshäftlinge genießen im Lager viele Vorteile. Sie bekommen mehr Essen und müssen körperlich nicht schwer arbeiten.
Camille Werdun wird als Luxemburger Häftling von der SS zu den sogenannten Ariern gezählt und ist dadurch etwas besser gestellt. Er wird der persönliche Diener des Lagerkommandanten und muss nicht im Bergwerk arbeiten. Das rettet ihm womöglich das Leben.
Kapos
Besonders die Rolle der Kapos ist umstritten. Denn einige nutzen ihre Sonderstellung gerne aus und behandeln ihre Mithäftlinge äußerst brutal. Manche handeln sozusagen SS-loyal und haben sich auf die Seite der Stärkeren begeben. "Die SS hatte gezielt kriminelle Häftlinge als Kapos ausgesucht. Diese haben ihnen die Arbeit des Quälens abgenommen und die SS musste somit nicht selbst tätig werden", erklärt Klaus Riexinger. Auch überlebende Häftlinge schilderten oft, wie brutal sie von Kapos geschlagen wurden. Es gibt auch politische Häftlinge, die als Kapos fungieren. Einige sollen sich für die Häftlinge eingesetzt haben, so gut sie konnten. Der politische Häftling Willi Heimig soll als Kapo in Kochendorf einigen Häftlingen das Leben gerettet haben, indem er sie in leichtere Arbeitskommandos einteilte. "Doch das war eine Gratwanderung. Er durfte das nicht zu offensichtlich tun, sonst hätte ihn die SS schnell aus diesem Posten entfernt", erklärt Klaus Riexinger.