Die amerikanischen Truppen sind schon in hörbarer Nähe, als Ende März 1945 auch das KZ Kochendorf geräumt wird. Den Befehl gibt die SS-Kommandantur des Stammlagers Natzweiler, die mittlerweile in Guttenbach angesiedelt ist. Die Häftlinge sollen ins KZ Dachau marschieren und die Kranken sollen mit dem Zug weggebracht werden. Für die erschöpften Häftlinge beginnen qualvolle Torturen, die einige nicht überleben.
Am Morgen des 28. März verkünden die SS-Soldaten beim täglichen Zählappell, dass alle Kranken in ein Sanatorium verlegt werden sollen. Danach sortiert die SS die schwächsten Häftlinge aus und lässt sie zum Bahnhof bringen. Dort stehen schon Güterwaggons zum Abtransport der Kranken bereit. Rund 100 Häftlinge werden in einem Waggon zusammengedrängt. So sind sie vier Tage lang unterwegs und bekommen auf der ganzen Fahrt kaum etwas zu essen und zu trinken. Das halten einige der völlig erschöpften Männer nicht durch und sterben. Hin und wieder hält der Zug an und die Häftlinge müssen die Toten aus den Waggons laden. Am 2. April kommt der Krankentransport in Dachau an. 44 Häftlinge haben die Fahrt nicht überlebt.
Bild: Dieser Holzschuh ist im Kochendorfer Salzbergwerk ausgestellt. Vermutlich hat ihn ein Häftling bei der Arbeit verloren.
Abmarsch in Kochendorf
Zwei Tage später erfahren die rund 1500 Häftlinge, die im KZ zurückgeblieben sind, dass auch sie das Lager verlassen müssen. Kurz danach packen die SS-Soldaten ihre Rucksäcke und beladen Leiterwagen mit Munition, Waffen und Proviant. Vor dem Aufbruch bekommen die Häftlinge neben einer kargen Brotration noch strenge Anweisungen für den bevorstehenden Marsch: Sie sollen in Fünferreihen laufen und sich an den Armen festhalten. Wer versucht zu fliehen, wird sofort erschossen. So verlässt kurze Zeit später eine meterlange Häftlingskolonne das Lager. Manche SS-Männer haben Fahrräder mitgenommen und radeln voraus. Ein anderer hat seinen Hund dabei, den er immer wieder auf erschöpfte Häftlinge hetzt. Die knochigen Beine der KZ-Häftlinge stecken in unbequemen, meist viel zu großen Holzschuhen, die schon nach kurzer Strecke schlimme Schmerzen verursachen. Einige Häftlinge haben gar keine Schuhe, sondern haben ihre nackten Füße nur mit ein paar Fetzen Stoff umwickelt.