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Die Täter von Kochendorf: Drei SS-Karrieren im Überblick

Die Wachmannschaft in Kochendorf besteht aus rund 80 Soldaten und Unterscharführern der 6. Waffen-SS-Wachkompanie. Während einige am Schicksal der Häftlinge wenig interessiert sind, blühen andere in ihrer Rolle als Machthaber regelrecht auf und quälen, schikanieren und schlagen die Häftlinge bei jeder Gelegenheit. Klaus Riexinger und Detlef Ernst gingen bei ihren Recherchen zum KZ auch den Tätern auf die Spur.

Richard Maurer: "Der SS-Mann mit dem schwarzen Hund"

Richard Maurer hat lediglich den Grundschulabschluss. Obwohl er schon 1937 NSDAP-Mitglied und bald darauf SS-Mann wird, beginnt seine aktive Karriere erst relativ spät. Richard Maurer ist bereits 43 Jahre alt und Familienvater mit zwei Kindern, als er 1944 zum Unterscharführer aufsteigt. Bei seiner Zusatzausbildung zum Hundeführer, hat er gelernt, wie er seinen Hund namens "Wolf" abrichten muss, damit er wehrlose Häftlinge anfällt. Diese Fähigkeit setzt er sowohl im KZ, als auch auf dem anschließenden Todesmarsch nach Dachau häufig ein und fügt den Häftlingen damit blutige Fleischwunden zu. Ein Häftling aus Ungarn sagte über Maurer: "Der SS-Mann mit dem schwarzen Hund war sehr aktiv - er schlug und hetzte den Hund auf die halb toten Menschen." Doch er überlässt das Quälen und Foltern nicht nur seinem Hund. Maurer schlägt oft genug auch selbst so brutal auf Häftlinge ein, dass diese anschließend sterben. In Maurers Arbeitskommando eingeteilt zu werden, galt als absoluter Horror, erzählen überlebende Häftlinge. Nach dem Krieg wird Maurer für seine Taten bestraft. Er wird beim Natzweiler Prozess in Raststatt zum Tode verurteilt und 1948 erschossen.

Joseph Kaiser: "Der Schrecken des Lagers"

Der Obergefreite Joseph Kaiser wird von überlebenden Häftlingen einstimmig als "Der Schrecken des Lagers" bezeichnet. Den 22-jährigen Winzergehilfen drängt es schon früh zur NSDAP. Da er anfangs zu jung für einen Parteibeitritt ist, wird er zunächst Wehrmachtssoldat und kämpft im Afrikakorps. Danach wird er SS-Rottenführer und als Wachsoldat im KZ Kochendorf eingesetzt. Dort muss Kaiser die Häftlinge bei der Arbeit auf den Baustellen bewachen und kennt dabei keine Gnade mit den wehrlosen Männern. Er verprügelt sie häufig mit seinem Gewehrkolben oder schlägt mit seinem Prügel, der eine Eisenspitze hat, gezielt auf die Köpfe der Häftlinge ein und verletzt sie damit schwer. Beim Todesmarsch soll er zwei kranke Häftlinge, die im Güterwaggon transportiert wurden, totgeschlagen haben, weil sie sich unerlaubt bewegt haben. Er hatte sie zuvor gezwungen still zu sitzen und sich nicht zu rühren. 1945 wird Joseph Kaiser von US-Behörden verhaftet. Genau wie Richard Maurer wird er in Raststatt beim Natzweiler Prozess zur Todesstrafe verurteilt und wird ebenfalls erschossen. Joseph Kaiser hat in Kochendorf eine Tochter hinterlassen. Er traf sich gerne mit anderen Wachsoldaten in einem örtlichen Wirtshaus und schien dabei, wie viele andere SS-Soldaten aus dem KZ, auch der weiblichen Bevölkerung nicht abgeneigt gewesen zu sein.

Eugen Büttner: "Sadistischer Pflichterfüller"

Eugen Büttner hat als Lagerkommandant die Befehlsgewalt im KZ Kochendorf. Er ist schon bevor Hitler 1933 an der Macht ist, überzeugter Nationalsozialist und SS-Mitglied. Beruflich gesehen war er weniger eifrig, denn Büttner hat es nur zum Hilfsarbeiter gebracht. Karriere macht er erst ab 1940 bei der SS. Mit 32 Jahren lässt sich Büttner im KZ Dachau und im Stammlager Natzweiler-Struthof als Wachsoldat ausbilden und wird 1944 zum Oberscharführer befördert. Wenig später wird er das erste Mal Lagerkommandant im Natzweiler Außenlager Thil. Doch das wird kurz darauf geräumt und Büttner übernimmt die gleiche Funktion im KZ Kochendorf. Büttner genießt seine Machtposition im Lager sehr. Er ist überzeugter Nazi und fühlt sich als Arier verpflichtet, die in seinen Augen "minderwertigen" Häftlinge zu misshandeln und zu malträtieren. Gleich zu Beginn stellt er klar: "Jetzt habt ihr die heilige deutsche Erde betreten und ein jeder, der etwas aufhebt, wird erschossen." Damit habe Büttner Äpfel oder anderes Fallobst gemeint, das man auf dem Weg zum Bergwerk finden konnte, erzählten Häftlinge. Auch den anderen Soldaten im KZ befiehlt er, sofort zu schießen, wenn die Gefangenen etwas zu essen aufheben sollten. Büttner ist es auch, der bei den Erhängungen im Lager den Stuhl wegstößt, auf dem die Häftlinge mit der Schlinge um den Hals stehen. Danach befiehlt er die Toten mindestens einen Tag am Galgen im Lagerhof hängen zu lassen, um die anderen Häftlinge abzuschrecken. Trotzdem wird Büttner nach dem Krieg nie für seine Taten zur Rechenschaft gezogen. Wie vielen anderen Nazi-Tätern gelingt es ihm einem Todesurteil zu entkommen. Büttner lebt nach dem Krieg in Freiburg im Breisgau und stirbt 1975.

Video: Interview mit Klaus Riexinger

Woher die Häftlinge kamen, wie sie lebten und wie sie von den SS-Soldaten behandelt wurden.

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Klaus Riexinger und Detlef Ernst haben sich auch mit den Tätern im KZ Kochendorf befasst. Anhand der französischen Strafakten aus dem Natzweiler Prozess in Raststatt von 1947 sowie einigen Zeugenaussagen von überlebenden Häftlingen und Wachsoldaten, konnten sie einiges recherchieren und damit mehr über die grausamen Vorgänge im KZ und über die "Menschen", die hinter diesen Verbrechen standen, erfahren.

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