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Abschließen mit der Vergangenheit

Vor 50 Jahren kehrten erstmals ehemalige Häftlinge nach Kochendorf zurück. Sie kamen von da an jedes Jahr wieder und nannten diese Besuche "Pilgerfahrten". Mittlerweile sind diese Männer gestorben, doch vereinzelte Pilgerfahrten nach Kochendorf gibt es immer noch. Zum Jubiläum im Mai 2008 hat die Gemeinde erneut ehemalige Häftlinge eingeladen.

"Endlich die schrecklichen Erlebnisse vergessen können und einen Schlussstrich ziehen", das ist Bronislaw Prasol und Kazimierz Zbrzeski besonders wichtig, als sie im Mai der Einladung der Gemeinde folgen und zum ersten Mal als Besucher nach Kochendorf zurückkehren. Die beiden ehemaligen Häftlinge kamen den weiten Weg aus Polen, um den Ort aufzusuchen, an dem sie einst so viel Leid erlebten. Die Begegnung weckt lebhafte Erinnerungen. Der von der Gemeinde engagierte Dolmetscher hat Mühe all das Erzählte in der Geschwindigkeit zu übersetzen, in der es aus beiden heraussprudelt. Beide werden wie die meisten polnischen Häftlinge in Kochendorf nach dem Warschauer Aufstand festgenommen und kommen über die Konzentrationslager Dachau und Mannheim-Sandhofen nach Kochendorf. Prasol und Zbrzeski sind sich über ihren ersten Eindruck vom Lager einig: "Es war schlimmer als in Dachau. Die Häftlinge waren krank, abgemagert und hatten Läuse." Sprechen die Polen sonst auch kein deutsch, so haben sich ihnen einige deutsche Befehle der Kapos und SS-Soldaten ins Gedächtnis gebrannt. "Aufstehen, aufstehen! Schnell, schnell!", ruft Bronislaw Prasol und erhebt seine Hand, als würde er jemanden auspeitschen.

 

Demütigungen und Schläge

Prasol leidet in Kochendorf besonders unter den Schikanen eines bestimmten Kapos. "Ich würde diesen Menschen noch heute unter Tausenden wiedererkennen", sagt er. Der Kapo hat ihn bei der Arbeit oft geschlagen. Prasol arbeitete vermutlich an der Baustelle am Schrägstollen. Denn er erzählt, dass er Schienen für den An- und Abtransport der Rüstungsgüter im Bergwerk verlegen musste. "Da ich nicht sehr groß bin, sind mir die Schienen dauernd von der Schulter gerutscht und ich bekam zur Strafe immer Schläge." Prasol erzählt, der Kapo hätte ihn einmal so lange verprügelt, bis ihn ein SS-Mann zurechtgewiesen hätte. Fragt man ihn jedoch zu weiteren persönlichen Erlebnissen aus dem Lageralltag, ist die Grenze des Zumutbaren erreicht. Er wird plötzlich ganz still und schüttelt den Kopf. Die Ereignisse, die vor mehr als einem halben Jahrhundert vorgefallen sind, plagen den Mann bis heute.

Bild: Der ehemalige Häftling Bronislaw Prasol aus Polen wurde im KZ-Kochendorf gedemütigt und geschlagen. 

Abschied von den toten Kameraden

Die ehemaligen Häftlinge wollen auch den KZ-Friedhof sehen. Dort sollen viele ihrer Kameraden begraben liegen. Am Massengrab angekommen, laufen sie aufgeregt umher, schauen sich alles an und lassen sich die Gedenktafeln übersetzen, denn auf Polnisch sind dort keine angebracht. Prasol wischt sich verstohlen eine Träne weg, doch seine geröteten Augen verraten, wie sehr es ihn bewegt wieder hier zu sein. Er sagt, es sei beruhigend nun zu wissen, wo die toten Kameraden liegen. Anschließend besuchen sie das ehemalige Lagergelände, wovon heute nur noch ein leeres Ackerfeld geblieben ist. Dort kommen in Kazimierz Zbrzeski wieder die alten Bilder hoch. "Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles wieder vor mir. Noch heute träume ich häufig vom Lager", sagt der mittlerweile 88-jährige. Bevor sie gehen, zündet Prasol noch eine Kerze an und stellt sie vor dem Gedenkstein auf. Sie halten kurz inne und sprechen ein Gebet. Dann verabschieden sie sich von ihren toten Freunden mit den Worten:" Jetzt sind wir bald wieder bei euch."

Bild: Die ehemaligen Häftlinge Kazimierz Zbrzeski und Bronislaw Prasol nehmen Abschied von ihren toten Kameraden. 

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