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Todesmärsche nach Dachau: Der letzte qualvolle Weg

Kurz vor Kriegsende ergreifen die Nazis die Flucht vor den Amerikanern und treiben die erschöpften KZ-Häftlinge auf qualvolle Fußmärsche zu anderen Lagern ins Landesinnere. Die Kranken werden in Güterwaggons abtransportiert. Welchen Zweck die Nazis mit den so genannten Todesmärschen verfolgten, ist nach wie vor unklar. Sicher ist jedoch, diese sinnlosen Gewaltmärsche verlängerten zusätzlich das Leid der gequälten Häftlinge und forderten kurz vor der Befreiung noch tausende Todesopfer.

Meterlange Marschkolonnen aus bis auf die Knochen abgemagerten Männern säumen im Frühjahr 1945 die Straßen im gesamten Reichsgebiet. Die blau-weiß gestreiften Häftlingsanzüge schlackern um die ausgezehrten Körper. Wie lebendige Leichen schleppen sich die Gefangenen in Fünferreihen den Weg entlang und werden von wohlgenährten SS-Soldaten angetrieben schneller zu laufen. Dabei drohen sie mit Schlagstöcken und Gewehren. Wer vor Erschöpfung zusammenbricht, wird totgeschlagen oder erschossen. Die Leichen werden notdürftig am Wegrand verscharrt. Das Ziel dieser Häftlingskolonnen ist das KZ Dachau. Weil das Lager noch nicht von alliierten Truppen befreit wurde, ist es zu einer Art Auffangstation für Häftlingstransporte aus dem ganzen Land geworden.

Bild: Die erste Etappe des Todesmarsches endet für die Häftlinge in den Löwensteiner Bergen. Nach einem steilen Anstieg und 26 Kilometern Fußmarsch sind die Häftlinge müde und geschafft. Sie verbringen die Nacht unter freiem Himmel im Wald. Doch zum Ausruhen bleiben nur wenige Stunden. Am frühen Morgen werden sie von den SS-Leuten weiter getrieben. 

Ungeklärte Widersprüche

Obwohl den Nazis ihre bevorstehende Niederlage längst bewusst gewesen sein musste, trieben sie in den letzten Kriegswochen noch tausende Häftlinge in den Tod. Bis heute sind sich Historiker nicht über die genauen Motive dieser Gewaltmärsche einig. Viele vermuten, die Todesmärsche wären ein Mittel gewesen, um die Häftlinge weiterhin systematisch zu vernichten. Andere halten es für möglich, dass die Häftlinge in anderen Lagern weiter arbeiten sollten. Auch der Journalist und Lokalhistoriker Klaus Riexinger hat versucht eine Antwort zu finden. Er glaubt ebenfalls, dass die Häftlinge weiterhin für die Rüstungsproduktion eingesetzt werden sollten. Aus Gesprächen mit überlebenden Häftlingen weiß er, dass einige auch in Dachau noch arbeiten mussten. Die Industrie in Dachau, und auch im Nebenlager Allach, hatte nach wie vor großen Bedarf an Häftlingen und man ignorierte offenbar das nahende Kriegsende, erklärt Riexinger. Jedoch bergen beide Erklärungsversuche ungeklärte Widersprüche.

Blinder Gehorsam oder Kalkül

Riexinger ist sich sicher, der bloße Erhalt der Arbeitskräfte und die systematische Vernichtung können nicht die einzigen Gründe gewesen sein. Denn die SS hat auch die kranken und nicht mehr arbeitsfähigen Häftlinge mit dem Zug nach Dachau transportiert. Das beweise eindeutig, dass es einen Befehl gegeben haben muss, die Häftlinge lebend nach Dachau zu bringen, sagt Riexinger. Er glaubt, es könnte sich lediglich um blinden Gehorsam der befehlsausführenden SS-Männer gehandelt haben. Seiner Theorie nach, hat die SS die Schwachen und erschöpften Häftlinge erschossen, um das korrekte Ausführen des Befehls und die Evakuierung vor den Alliierten nicht zu gefährden. Letztendlich seien die Todesmärsche aber sicher auch ein Versuch gewesen, die geschehenen Verbrechen zu verschleiern. "Man wollte wohl alle Spuren beseitigen und verhindern, dass Häftlinge in die Hände der Gegner fallen", fügt Klaus Riexinger hinzu.

Video: Interview mit Klaus Riexinger

Was die Nazis mit dem Todesmarsch bezweckten, warum der Hessentaler Marsch besonders grausam war und wieso alle nach Dachau marschieren mussten.

Zur Person:

Klaus Riexinger leitet seit 2002 die Gesamtredaktion der Wochenzeitung "Der Sonntag" in Südbaden. Zusammen mit Detlef Ernst schrieb er das Buch "Vernichtung durch Arbeit - Rüstung im Bergwerk" über die Geschichte des Konzentrationslagers Kochendorf. Im Jahr 2002 wurden sie dafür im Rahmen des Landespreises für Heimatforschung geehrt.

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